Schulkreis Wiesenau

Migration als Chance für eine bessere Welt

ALTSTÄTTEN Das Migrationstheater der 6.Klasse Wiesenau St.Margrethen  ist ein Lehrstück in Sachen Menschlichkeit. Dennoch kommt es leicht und poetisch daher. Es verdient, öfter aufgeführt zu werden.

Die Sechstklässler und Sechstklässlerinnen von Samuel Kunz haben etwas zu sagen, leben sie doch in der Gemeinde im Rheintal, die mit fast 50 Prozent Ausländern am meisten mit der Migrationsfrage tangiert ist.

Seit einem Jahr befasst sich die Klasse mit dem Thema, mit der Suche nach den eigenen Spuren, der eigenen Geschichte. Dies als Beitrag zum Migros-Kulturprozent-Projekt conTAKT-spuren. „Entstanden sind selbstverfasste Texte, die Regisseurin Claudia Rohrhirs zusammengefügt und in einen Rahmen gesetzt hat“, erklärt Schulleiter Michel Bawidamann vor Theaterbeginn.  Obwohl der Begriff „Migration“ für viele negativ besetzt sei, sei daraus ein zuversichtliches und auch lustiges Stück entstanden.

Die Kämpfe der Vergangenheit

Un, deux, trois,….. zählen die Kinder den Countdown. Alphörner erklingen. Ein Mädchen mit umgebundener Küchenschürze erinnert an Migranten vergangener Jahrhunderte: „Die Kelten waren da, die Römer, die Habsburger – und die Appenzeller!“  Der feine Seitenhieb auf das Schweizervolk, das sich manchmal sogar selber fremd ist, sorgt für den ersten Lacher. Dann wirds wieder ernst. „Alle haben gegeneinander gekämpft, alle haben ihre Spuren hinterlassen“, sagt das Mädchen. St.Margrethen, beschreibt sie hoffnungsvoll ihr Dorf, sei aber das Tor zu einer besseren Welt. „Einer, wo man miteinander und nicht gegeneinander lebt.“

Ein Flüchtlingsbub betritt die Bühne, die weitgehend mit einer weissen Bank und einem mit Efeu umwickelten Mikrofonständer auskommt. Er sitzt ab, stellt seinen Koffer ab, sucht im Abfalleimer nach Essbarem. „Manche kommen mit leerem Bauch, aber einem Koffer voller Erinnerungen“, sagt eine Stimme.

 

Stark inszeniert

Es ist die erste von mehreren Szenen, in der es um Flüchtlinge geht, dem an der Migration nächsten Thema.  Als Kitt der sonst lose zusammengewürfelten Alltagsszenen  tragen diese Szenen die Handschrift der erfahrenen Regisseurin, bilden eine zweite, tiefere Ebene. So lässt Claudia Rohrhirs den Buben stumm agieren, dafür Bilder umso eindringlicher sprechen: Wenn der Bub auf der Bank schläft, von seiner Mutter träumt, nach ihr ins Leere greift, der Nebel sie langsam verschleiert, schwarze Männer, mehr und mehr, auftauchen, alles um ihn herum schwarz wird. Die Stimme sagt: „Wenn die Erinnerung verblasst, dann bist du auf der Flucht.“

Doch Migrant ist nicht gleich Flüchtling. Dies zeigen die Alltagsszenen, in denen die Spielfreude der Kinder zum Ausdruck kommt, die hier als Rapper, Schüler, Arbeiter ihre eigenen Geschichten darstellen. In jeder wird die  Frage nach den Eltern gestellt, und die Antworten sind so vielfältig wie die Menschen selbst. Und immer wird gleich darauf reagiert: „Oh, schöne Geschichte!“

Dass das nicht alle so,  mit dem wohlwollenden Blick der Kinder sehen, zeigt der Friedenssong, den die Klasse nun anstimmt: Bob Dylans „Blowin in the wind“ in der deutschen Version „Wie viele Strassen“.

Am Schluss erklingt nochmal das Alphorn. Und das Mädchen mit der Schürze wiederholt, weil man es wohl nicht oft genug sagen kann: „Alles geht besser miteinander statt gegeneinander.“

Text: Maya Schmid-Egert

Fotos: Christof Gruber

 

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